Der 6. Zabeltitzer Landschaftstag fand am 08.09.2005 statt. Themen und Referenten sind im folgenden aufgeführt:
An dieser Stelle werden nur einige wenige Bilder vom 6. Landschaftstag gezeigt, wer sich das gesamte Bilderalbum ansehen möchte, der klicke auf den obenstehenden Link
Inhalte:
  • Begrüßung und Einführung in das Thema Pflanzenqualitäten (Eckehard Franke)
  • Anforderungen an die Beschaffenheit von Gehölzen (Christian Heldrich)
  • Anforderungen an die Beschaffenheit von Stauden (Johannes Ihm)
  • Erfahrungen im Umgang mit beanstandeten Pflanzenqulitäten (Michael Bormann)
  • Diskussion und Erfahrungsaustausch zum Thema Pflanzenqualitäten
  • Aktuelle Tendenzen beim Einsatz von Naturstein im Garten- und Landschaftsbau (Manfred Jentzsch)
  • Sachverständigen-Mediation - Neue effiziente Alternative für die außergerichtliche Streitschlichtung (Eckehard Franke)
  • Betrachtungen zum Thema Kitsch - Training der Objektivität der eigenen Wahrnehmung (Eckehard Franke)
  • Einführung in die Themen Boden und Mulch (Eckehard Franke)
  • Sand - Gerüstbaustoff im Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, Anforderungen und Probleme (Georg Armbruster)
  • Rindenmulch, Sinn oder Unsinn - welche Alternativen gibt es? (Dr. Bernd Canitz)
  • Erfahrungen mit dem Mulchen von Vegetationsflächen im Bereich der Straßenbauverwaltung (SBV) Sachsen (Thomas Kunze)
  • Diskussion und Erfahrungsaustausch zum Thema Boden - Mulch (gleichzeitg Kaffee und Kuchen)

Referenten:

  • Dr. Bernd Canitz Inh. eines Fachbetriebes für GaLaBau und Sachverständiger für Landschaftsbau, Zschepen bei Delitzsch
  • Eckehard Franke ö.b.u.v. Sachverständiger für Landschaftsbau und für die Fachgebiete „Gehölze, Schutz- und Gestaltungsgrün, Gehölzwertermittlung und Baumsanierung und Bewertung der Verkehrssicherheit"
  • Georg Armbruster ö.b.u.v. Sachverständiger für Bodenuntersuchungen und Bodenaufbau bei Sportplätzen, Stadtbergen
  • Christian Heldrich Inhaber der Baumschule Heros, Niedergräfenhain
  • Johannes Ihm Inhaber der Staudengärtnerei Ihm, Hebelei bei Meißen
  • Michael Bormann Inhaber des Baumschulgroßandelsbetriebes Bormann, Oschätzchen bei Bad Liebenwerda
  • Thomas Kunze Mitarbeiter des Straßenbauamtes Meißen, Referat Umwelt
  • Manfred Jentzsch ö.b.u.v. Sachverständiger i.R. für Naturwerksteinarbeiten im Hochbau, Fischbach bei Dresden
Christian Heldrich im Vortrag
Johannes Ihm im Vortrag
Michael Bormann im Vortrag
Thomas Kunze im Vortrag
Pressemitteilung zum 6. Zabeltitzer Landschaftstag 2005 (Neue Landschaft Dezember 2005)

Hier haben die Praktiker das Wort!

Pflanzqualitäten von Gehölzen und Stauden, der Einsatz von Naturstein im Garten , Sand als Gerüststoff in Garten Landschaftsbau, Sinn oder Unsinn von Rindenmulch - der Zabeltitzer Landschaftstag ließ auch in diesem Jahr von der Breite der diskutierten Themen her nichts zu wünschen übrig.
Zum 6. Mal bereits lud der ö.b.u.v. Sachverständige Eckehard Franke zum Erfahrungsaustausch in die malerische Röderaue nach Mittelsachsen ein. 45 Vertreter von Firmen, Baubehörden und Landschaftsarchitekten aus Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und aus Bayern waren angereist, um ihre Erfahrungen in die Seminare einzubringen und sich mit den Erkenntnissen ihrer Fachkollegen vertraut zu machen. "Ich verzichte bewusst darauf, Hochschuldozenten referieren zu lassen" erklärt Eckehard Franke. "Hier haben die Praktiker das Wort."
Einer von ihnen ist Michael Borman. Der Inhaber eines Baumschul-Großhandelsbetriebes im brandenburgischen Oschätzchen schildert die Sorgen- und Nöte einer Branche, in der durch den Preisdruck aus Belgien, Holland und Ungarn die Nerven blank liegen. Rabatte von 70 bis sage und schreibe 90 Prozent seien keine Seltenheit, und das trotz ständig steigender Energiepreise. Überdies lasse die Qualität der Pflanzen aus dem Ausland oft zu wünschen übrig. Bormann musste das am eigenen Leibe erfahren. Eine Lieferung Platanen aus Holland, die er weiterverkaufte, ging nach dem Bäume nahezu komplett ein. Später stellte sich heraus, dass in der Baumschule die Hauptwurzeln gekappt worden waren, weil man die Platanen zu tief gepflanzt hatte. Um solche Verluste zu vermeiden, reiche es deshalb nicht, die Qualität der angebotenen Pflanzen nur oberflächlich zu prüfen. Worauf es bei der Prüfung ankommt, erläuterten zwei weitere Praktiker anhand der aktuellen Gütebestimmungen für Stauden und Gehölze. Die Diskussion drehte sich vor allem um die Frage, wie der Auftragnehmer reagieren sollte, wenn ein Kunde auf ungewöhnliche Pflanztermine besteht. Fazit: In Zeiten, die nicht den natürlichen Wachstumszyklen der Pflanzen entsprechen, sollte man den Kunden schriftlich auf die Risiken aufmerksam machen und sich die Warnung gegenzeichnen lassen.
Manfred Jentzsch, Sachverständiger i.R. für Naturwerksteinarbeiten, brachte die Erfahrungen seines langen und vielseitigen Arbeitslebens in diesem Bereich ein. Die Zahl der Baumängel und damit auch der Streitigkeiten im Galabau, so der Experte, hätten sich gegenüber dem Hochbau mehr als verdoppelt. Ursache seien nicht selten neue Materialien aus China, Australien oder Russland, die nicht den DIN-Vorschriften entsprechen. "Nicht jede Natursteinvarietät ist für den vorgesehenen Einsatzzweck geeignet", so Jentzsch. Als Negativ-Beispiel schilderte er den Einbau einer Pflasterfläche aus chinesischer Grauwacke, die nicht für die klimatischen Bedingungen in Mitteleuropa taugte. Schon nach wenigen Wintern waren die Steine zerfroren. Der ö.b.u.v. Sachverständige aus Fischbach bei Dresden erläuterte deshalb die ausführlich die neuen europäischen Prüf- und Produktnormen, die deutlich umfangreicher sind als das bisher geltende DIN-Normenwerk. Bei der Bestellung von Naturstein, so Jentzsch, sollte man deshalb möglichst anhand einer Checkliste vorgehen, die die wichtigsten Qualitäts- und Einbau-Anforderungen enthält
Rindenmulch mit Vernunft einzusetzen - dafür plädiert der Sachverständige für Landschaftsbau Dr. Bernd Canitz. Durch falsche oder ungenaue Materialwahl, nicht beachtete Düngewirkung oder verseuchten Mulch werde oft genau das Gegenteil der gewünschten Wirkung erreicht. Auch sei zu beachten, dass Mulch nach dem Aufbringen gepflegt werden muss. Ohne Nachmulchen und das Einarbeiten des zersetzten Materials kein erfolgreicher Einsatz der Streuschicht. Auch Veranstalter Eckehard Franke hält nichts davon, Rindenmulch als Allheilmittel gegen alles, was im Garten stört, einzusetzen. "Das Ziel ist doch letztlich, dass der Boden von Pflanzen bedeckt und beschattet wird", sagt Franke. Mulch sollte deshalb nur die ersten drei Jahre bis zum Bestandsschluss den bedecken. Danach sollten keine vegetationslosen Stellen mehr vorhanden sein. Auch der Standort müsse beachtet werden: Loser Mulch auf Böschungen sei ab einer gewissen Neigung schlichtweg Unsinn.
Der alljährlich im September stattfindende Zabeltitzer Landschaftstag hat sich mit seinen praxisbezogenen Themen mittlerweile einen Namen über Sachsens Grenzen hinaus gemacht. "Das lernt man in keiner Schule", zeigt sich Eva-Maria Pietsch begeistert. Die Inhaberin eines Garten- und Landschaftsbaubetriebes in Lichtensee will im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder teilnehmen. Das hört Veranstalter Eckehard Franke natürlich gern. "Es hat sich gelohnt durchzuhalten", so sein Resümee zum Ausklang des Seminars.

Auf Augenhöhe verhandeln

Der 6. Landschaftstag im sächsischen Zabeltitz diskutiert eine neue Form der außergerichtlichen Streitschlichtung - die Sachverständigen-Mediation.
Eine Streitschlichtung vor Gericht ist für Eckehard Franke, den Veranstalter des Zabeltitzer Landschaftstages, die denkbar schlechteste Lösung eines Konflikts zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Sie kostet zumindest einen der Partner viel Geld, beide viel Zeit, und die Fronten verhärten sich während des Verfahrens oft so sehr, dass die Geschäftsbeziehungen unweigerlich zerbrechen.
Franke bietet als Alternative die so genannte Sachverständigen-Mediation an. Von einem Fachmann beraten und moderiert, versuchen die Kontrahenten, eine Auseinandersetzung "bis aufs Messer" zu vermeiden und sich auf ihre wahren Interessen zu besinnen. Die können beispielsweise darin bestehen, den Bau zügig fortzusetzen. "Ich moderiere das Gespräch so lange, bis sich ein fachlich fundierter Kompromiss herauskristallisiert", erklärte der ö.b.u.v. Sachverständige auf der Veranstaltung im sächsischen Zabeltitz. "Die Entscheidung treffen die Beteiligten dann selbst."
Eckehard Franke hat das Verfahren bereits mehrmals erfolgreich praktiziert. So schlichtete er einen Streit zwischen einem Wasserbaubetrieb und einem privaten Grundstücksbesitzer, auf dessen Gartengrundstück eine Baustraße angelegt werden musste. "Die Baufirma hatte nach der Sanierung eines benachbarten Bachlaufes den Garten zwar wiederhergerichtet", erläutert Franke, "den Untergrund durch unsachgemäßen Einbau des Mutterbodens aber so stark verfestigt, dass dort nie wieder etwas gewachsen wäre." Nach reichlich drei Stunden Verhandeln hatte der Sachverständige die Firma so weit überzeugt, dass sie den Untergrund nachträglich mit einem Bodenmeißel auflockerte. Der Grundstücksbesitzer ging seinerseits von überzogenen Forderungen in Bezug auf den Humusgehalt des Mutterbodens ab. Außerdem akzeptierte er die Ansicht des Experten, dass kleinere Betonreste die Bodenqualität nicht wesentlich beeinträchtigen.
"Sich auf eine Sachverständigen-Mediation einzulassen, heißt: Jeder muss ein Minimum an Opferbereitschaft einbringen", erläutert Eckehard Franke. "Im Gegenzug wird der Streit mit einem Kostenaufwand von wenigen hundert Euro beigelegt." Einen weiteren Vorteil des Verfahrens sieht Franke darin, dass beide Partner auf Augenhöhe verhandeln. Gerät zum Beispiel eine mächtige Behörde in Konflikt mit einem kleinen Landschafts-Baubetrieb, dann sind auch in einem Rechtsstreit die Kräfte ungleich verteilt. "Bei der Sachverständigen-Mediation haben beide Parteien die gleiche Ausstiegsmacht", erklärt er. "Falls die Sache nicht funktioniert, kann man sich immer noch vor Gericht treffen." Allerdings hat der ö.b.u.v. Sachverständige die Erfahrung gemacht, dass die Kontrahenten oft erstaunlich kompromissbereit sind, wenn sie sich persönlich gegenübersitzen. Viele Mängel seien schlicht fachlicher Unkenntnis geschuldet, und der Rat eines fachlich versierten Moderators werde meistens recht schnell akzeptiert. Außerdem ließen sich durch eine intelligente Gesprächsführung sprachliche Barrieren überwinden. "Das führt viel schneller zu einer Lösung, als wenn man über Rechtsanwälte und Parteiengutachten miteinander spricht", so Franke. Am Ende des kurzen Verfahrens steht eine schriftliche Vereinbarung, die von beiden Seite akzeptiert und unterzeichnet wird.
Eckehard Franke ist überzeugt, dass dieser Art der Mediation die Zukunft gehört. Vorraussetzung sei natürlich, dass der herbeigerufene Sachverständige den Streit unparteiisch zu schlichten versucht und ein Mindestmaß an Verhandlungsgeschick mitbringt.

Zweckentfremdung gleich Kitsch?

Eine ungewöhnliche These zum Thema "Kitsch" im Garten stellte der ö.b.u.v. Sachverständige Eckehard Franke beim 6. Zabeltitzer Landschaftstag zur Diskussion.
Über die Definition des Begriffes "Kitsch" haben sich schon Generationen von Ästheten den Kopf zerbrochen. Ist der Gartenzwerg eine Kitschfigur? Sind aus Lkw-Reifen bestehende Rabatten Kitsch? Einen interessanten Denkansatz erläuterte Veranstalter Eckehard Franke auf dem 6. Landschaftstag Anfang September im sächsischen Zabeltitz. "Man sollte den Kitschbegriff funktionsbezogen interpretieren", sagt Franke. "Ein Gartenzwerg, der allein dazu dient, den Garten zu schmücken und seinem Besitzer eine Augenweide zu sein, hat dieses harte Urteil nicht verdient." Den Autoreifen aber sieht der Sachverständige lieber seiner Funktion entsprechend auf dem Asphalt rollen als ein Blumenbeet einzufassen.
Kitsch ist die Verwendung einer Sache zu einem ästhetischen Zweck, für den sie nicht vorgesehen ist - so könnte man die Frankesche Definition umreißen. "Wenn Sie wollen, bin ich der Erfinder absoluten Kitschbegriffs", scherzt der Gutachter. "Aber die Sache hat einen ernsten Hintergrund: Wenn es um die Gestaltung von Gärten geht, sollte sich der Auftragnehmer jedes Eingriffs in die Geschmacksvorstellungen des Bauherren enthalten." Von der Wohnung einmal abgesehen, gebe es keinen Ort, wo die persönlichen Neigungen eines Menschen stärker und freier zum Tragen kommen als im Garten. Und niemand, aber auch niemand habe das Recht, in diesen Bereich wertend einzugreifen.
Eckehard Franke würde seinen eigenen Garten zwar selbst nicht mit Zwergen bestücken, sieht aber auch keinen Anlass, einem Kunden davon abzuraten. Im Gegenteil - der Gartenplaner sollte sich die Vorstellungen des Bauherren zu Eigen machen und ihm die Vielfalt entsprechender Angebote vor Augen führen.

Manfred Müller, Freier Journalist