Pressemitteilung zum 9. Zabeltitzer Landschaftstag 2008
Vegetationstechnik im Blickpunkt
Der Landschaftstag im sächsischen Zabeltitz bot Praxisanalysen und eine Regelkunde für Baumpflanzung, Rasenpflege und Rosensorten.
Zum neunten Mal bereits hatte der ö.b.u.v. Sachverständige Eckehard Franke Behördenvertreter und Landschaftsbauer nach Zabeltitz bei Dresden eingeladen, um bei einem praxisorientierten Seminar Erfahrungen auszutauschen. Nachdem sich die Landschaftstage der vergangenen Jahre vor allem mit bautechnischen Aspekten beschäftigt hatten, lag der Schwerpunkt der Veranstaltung im September 2008 auf der Vegetationstechnik.
Pflanzsubstrate auf den Standort abstimmen
Straßenbäume sind Extremsportler. Mit dieser bildhaften These eröffnete Jörg Lehmann, der Leiter des Bodenlabors BoPHYS aus Schkeuditz, seinen Vortrag über Baumpflanzungen an Extremstandorten. Oberirdisch setzen den Bäumen Verschmutzungen wie Abgase und Strahlungshitze zu. Unterirdisch kämpfen sie häufig gegen lebensfeindliche Bedingungen, wie Versorgungsleitungen, Bauschutt, Streusalz und Öle. Wer auf einem solchen Standort einen Baum pflanzt, bewegt sich auf unbekanntem Terrain. Ein gestörter Bodenhaushalt sorgt dafür, dass an vielen Stellen ein gesundes Wachstum nicht möglich ist.
Stadt- und Straßenbäume haben oft nur sehr enge und flache Standräume. Hinzu kommen starke Konkurrenz zwischen technischen Bauwerken und der Gehölzvegetation, Verdichtungen und Verrüttelungen durch den Verkehr sowie oftmals extremer Wassermangel. Um dennoch eine erfolgreiche Bepflanzung zu ermöglichen, wurden Regelwerke wie die ZTV-Vegtra-Mü 2002 und die FLL-Richtlinie für Baumpflanzungen geschaffen. Ein Vergleich der Richtwerte beider Regelwerke, so Lehmann, könne man je nach Standort ein optimales Pflanzergebnis erzielen. Zunächst muss selbstverständlich eine ausreichend große Pflanzgrube ausgehoben werden, wobei sich durchgehende Wurzelgräben in der Praxis als vorteilhaft erwiesen haben. Zweitens gilt es, einen erweiterten Wurzelraum zu schaffen. Hier haben sich verschiedene Pflanzsubstrate bewährt, deren Eigenschaften in den beiden Regelwerken näher bestimmt werden. Tragfähige Substrate ermöglichen die Ausdehnung des Wurzelraumes bis unter die Bebauung. Die Parameter Wasserkapazität, Porenvolumen, Luftgehalt, Tragfähigkeit und Verdichtungsgrad weisen in der FLL-Richtlinie und der Vegtra-Mü nur geringe Unterschiede auf, letztere setzt die Anforderungen im Allgemeinen etwas höher an. Das Substrat muss ob tragfähig oder nicht tragfähig einen für den Standort geeigneten Bodenluft- und Bodenwasserhaushalt gewährleisten. Eine zu hohe Wasserdurchlässigkeit, so Jörg Lehmann, sei dabei zu vermeiden. Die schnelle Wasserableitung führe letztlich zur Austrocknung der Bäume.
Mulchmähen ein wirtschaftlicher Kompromiss
Führt das Mulchmähen zu einer schlechteren Rasenqualität? Der ö.b.u.v. Sachverständige Stephan Muthig aus Rösrath bei Köln unterzog beim Zabeltitzer Landschaftstag das Verfahren einer kritischen Betrachtung. Er provozierte damit eine lebhafte Diskussion bei den anwesenden Praktikern aus dem Garten- und Landschaftsbau. Aus wirtschaftlicher Sicht, so der Tenor, sei gegen das Mulchmähen nichts einzuwenden. Erspart es doch die Leerung des Fangkorbes und die Entsorgung des geschnittenen Grases. Unbestreitbar auch, dass gemulchte Rasenflächen durch die Düngewirkung ein satteres Grün hervorbringen. Kritisch zu betrachten sei hingegen die Entwicklung von Rasenfilz. Dem lässt sich nach Ansicht der Fachleute mit zwei Methoden entgegenwirken. Zum einen durch technisch ausgereifte Mäher, die das Gras besonders fein mulchen. Zum anderen dadurch, dass man vermeidet, mit dem Mulchmäher nassen Rasen zu bearbeiten. Verklumptes Mulchgut zieht den Rasen in Mitleidenschaft und sollte nicht auf den bearbeiteten Flächen verbleiben. Mulchmähen, so der Tenor der Diskussion, sei kein Wundermittel, aber ein praktikabler Kompromiss.
Rosensichtung: Je gesünder, desto weniger Duft
Über aktuelle Ergebnisse aus der Rosensichtung sprach in Zabeltitz Dr. Ingolf Hohlfeld von der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Der
Referatsleiter Garten und Landschaftsbau hat die Aufsicht über ein gigantisches Programm zur Rosensichtung in Dresden-Pillnitz. Mehr als 500 Sorten werden dort zurzeit auf ihr Blüh- und Wuchsverhalten sowie auf ihre Gesundheit getestet. Daraus stellt die Landesanstalt Sortenempfehlungen für private und öffentliche Rosenpflanzungen zusammen. Die Sichtung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit namhaften Züchterfirmen im In- und Ausland und unterstützt die Sortimentsgestaltung der Baumschulen.
Das Pflanzareal in Pillnitz ist sonnig und windoffen. Zu den Prüfbedingungen gehören der Verzicht auf chemischen Pflanzenschutz und Bewässerung sowie eine weitgehende Reduzierung der Pflege abgeblühte Blüten und Blütenstände werden nicht entfernt. Unter diesen Bedingungen wurden Kleinstrauchrosen, Großstrauchrosen und Kletterrosen getestet. Besonders bei den Kleinstrauchrosen stellten die Fachleute Züchtungsfortschritte fest: Ausgesprochen kränkliche Sorten treten kaum noch auf. Allerdings können viele Neuzüchtungen im Sortiment kaum noch Akzente setzen. Das gilt vor allem für rot- und rosablühende Sorten. Gelbblühende, gesunde Kleinstrauchrosen sind immer noch selten vertreten. Zunehmend kommen Sorten mit Orange- bis Kupfertönen auf den Markt starker Duft ist allerdings bei Kleinstrauchrosen immer noch Mangelware.
Bei Großstrauchrosen sind die Züchtungsfortschritte deutlich weniger ausgeprägt als bei Kleinstrauchrosen. Viele alte Sorten erwiesen sich zumindest in Pillnitz deutlich weniger widerstandsfähig als in der Fachliteratur und in Katalogen angegeben. So unter anderem Louise Odier, Reine Victoria und Souvenir de la Malmasion. Die wenigen geprüften Englischen Rosen zeigten in Pillnitz durchweg keine zufrieden stellende Gesundheit. Das Ergebnis der Frosthärteprüfung: Einmalblühende Sorten haben hier eine besondere Stärke. Aus dem Kletterrosen-Sortiment empfehlen die Pillnitzer Experten etwa 30 Sorten, die hinsichtlich Blüheigenschaften, Blattgesundheit und Frosthärte überzeugten.
Ein Problem mussten die sächsischen Fachleute allerdings auch bei den widerstandsfähigen Rosensorten konstatieren: Je gesünder die Sorte, desto weniger Duft entströmt der Blüte. Aber Ingolf Hohlfeld hatte auch eine tröstliche Nachricht für die Rosenpflanzer parat: "Der Infektionsdruck auf einer umfangreichen Anpflanzung wie in Pillnitz ist natürlich enorm", erklärte er. "Im Garten wachsen viele Sorten dann gesünder auf." Weitere Informationen sind im Internet unter www.landwirtschaft.sachsen.de (Stichworte "Gartenbau" und "Garten- und Landschaftsbau") abrufbar.
Manfred Müller, Freier Journalist
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